In the following Half-Light
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Musea |
Durchschnittswertung: |
10.25/15 (4 Rezensionen) |
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Besetzung
Thayne Bolin |
Drums |
Denny Gorden |
Lead Vocals |
Kirk Long |
Guitar, Bass Pedals |
Greg Schoppe |
Drums on 1,4,8 |
Scott Stacy |
Guitars, Vocals |
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Randy Wilson |
Keyboards, Mellotron, Vocals |
Peter Yarbrough |
Bass,Cello,Bass Pedals |
Robin Belvin |
Oboe on 3,9 |
Pete Delevoryas |
Vibes on 7 |
Ed Ring |
Lyrics additions on 7 |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Too hard to forget
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5:14
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2. |
Son of Sam
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6:53
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3. |
Straight into Infinity
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5:47
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4. |
Maybe if They burn Me
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3:59
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5. |
Isle of Man
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6:08
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6. |
A Matter of Time
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7:58
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7. |
Sargasso I-II-III
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7:44
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8. |
Cumulo Nimbus
1. Part 1: The Approaching Storm 4:32 2. Part 2: In the Mist 1:56 3. Part 3: Among the Clouds 3:42
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Gesamtlaufzeit | 53:53 |
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Rezensionen

Selten, viel zu selten findet sich in den Mottenkisten der Proggeschichte unter lauter mittelmässigen Veröffentlichungen ein vergessenes Juwel. Netherworlds leider einzige Scheibe ist genau ein solches übersehenes Prachtstück.
Leider versuchte die Band gerade in den dunklen Zeiten des Prog-Rock mit dieser Musik Fuß zu fassen. Wäre diese Platte nur kurze Zeit später erschienen, und hätte auf der NeoProg-Welle mitschwimmen können, wären uns vielleicht weitere Werke von Netherworld vergönnt gewesen.
Auf der ersten Seite dieser LP überrascht uns die Band mit mitreißendem recht düsterem NeoProg, der an die Frühwerke von IQ oder noch stärker an Twelfth Night mit Geoff Mann erinnert. Bei Son of Sam handelt es sich um ein Stück über einen (realen) Massenmörder der überzeugt war, daß der Teufel ihm die Befehle zum Morden durch seinen Hund übermittelt. Denny Gorden interpretiert die Zerrissenheit und Verzweiflung dieses Wahnsinnigen erstklassig mit seinem eindringlichen Gesang. Lediglich 'Maybe if..' fällt hier deutlich ab, da es zwar ein sehr intensives aber auch nerviges Stück ist, daß hauptsächlich von sirrenden Synthies und schrägen Schreien geprägt ist.
Seite zwei sorgt mit 'Isle of Man' erstmals für eine Atempause, geht es hier doch wunderschön melodisch zur Sache. Voller Melancholie wird man von diesem Klassiker in eine Traumwelt entführt. Tolle Keyboardläufe, ergreifender Gesang und singende Gitarrensolo lassen einen davon schweben. Dieser Song wäre auch auf 'Selling England..' ein Highlight gewesen.
Wie gesagt geht es also im zweiten Teil eher Richtung Genesis, ohne jedoch zu kopieren. Mit 'A Matter of Time' geht etwas komplexer in diesem Stil weiter, bevor jedoch für mich der eigentliche Knaller dieser Scheibe beginnt. Mit dem dreiteiligem Sargasso legen uns Netherworld ein HorrorProg-Hörspiel vor, wie ich es in dieser Art noch nie vorher gehört habe. Von Gorden im Sprachgesang vorgetragen und von der Band atmosphärisch unterstützt, erzeugt diese blutrünstige Geschichte wohlige Gänsehaut auf dem Rücken.
Da 'In the following Half-Light' noch immer auf sein Erscheinen auf CD harrt, sollte man versuchen dieses kleine Kunstwerk als LP zu erstehen. Diese dürfte jedoch sehr schwer zu finden, und auch recht teuer sein. Aber sie wär mir jederzeit einen Hunni wert!
Schau an! Mein Flehen wurde erhört. Endlich gibt's Netherworld doch auf CD, und damit keinen Grund mehr diese Scheibe nicht zu kaufen!
Netterweise gibt es als Bonus noch ein dreiteiliges Instrumental, daß bis jetzt nur auf dem "Past Present Future" Doppel LP-Sampler von
Syn-Phonic zu finden war.
Anspieltipp(s): |
Isle of Man, Sargasso |
Vergleichbar mit: |
Twelfth Night,IQ,Genesis |
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Veröffentlicht am: |
22.6.2002 |
Letzte Änderung: |
21.8.2003 |
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Nachdem mein Vorredner Heiko und auch viele andere Quellen von dem einzigen Album der Amerikaner Netherworld in den höchsten Tönen gesprochen haben, bestand die ganze Zeit die Problematik, dass die Platte bislang noch nicht auf CD wiederveröffentlicht wurde. Somit gab es kaum eine Chance, sich ein eigenes Bild von diesem angeblichen Meisterwerk zu machen. Mittlerweile hat das Warten aber ein Ende und das französische Label Musea hat dieses Vermächtnis von Netherworld auf CD herausgebracht.
Natürlich hat die Tatsache, dass um dieses Album beinahe schon eine Legende gesponnen wurde, eine extrem hohe Erwartungshaltung zur Folge. Schon die ersten Töne des Openers "Too Hard To Forget" erwecken aber einige Verwunderung und lassen bereits erste Zweifel aufkommen, ob der musikalische Inhalt des Albums wirklich den überschwänglichen Meinungen gerecht werden kann.
Stilistisch hatten die Amerikaner ohne jeden Zweifel die 70er Jahre hinter sich gelassen und boten kraftvollen Progressive Rock, der schon stark in Richtung des britischen Neoprogs der folgenden Jahre tendiert. Von der symphonischen Eleganz vieler Bands aus dem vorangegangenen Jahrzehnt ist im sehr technisch orientierten Sound von Netherworld nichts mehr zu erkennen. Auch die ganze Produktion klingt typisch nach den 80er Jahren. Stellenweise lassen sich sogar ganz leichte New-Wave-Elemente ausfindig machen.
Auch der expressive Gesangsstil passt nicht so recht in das erwartetet Prog-Schema. Somit werden in der Tat bisweilen sogar Erinnerungen an die Briten Twelfth Night wach. Nach der kraftvollen Power des Openers wird offensichtlich, dass Netherworld sehr keyboardorientiert agierten. Hierbei gelingt aber der Brückenschlag von der Sterilität des 80er Jahre Sounds zur Wärme des 70er Jahre Sounds.
Keyboarder Randy Wilson steuerte gleich eine ganze Armada an analogen Tasteninstrumenten bei, wobei insbesondere das Mellotron einen Gegenpart zu den geradlinigen und rockigen Elementen darstellt. Wenn sich zu diesem Keyboardbombast auch noch wie im Fall des Titels "Son Of Sam" ausdrucksstarkes Gitarrenspiel gesellt, hat die CD ihre stärksten Momente.
Neben dem wohl durchdachten Bombast untermauert ein Songs wie "Maybe If They Burn Me" aber auch wieder die rockige Ausrichtung von Netherworld. Die nahezu ungebändigte Power wirkt hier aber auch ein wenig zu aufdringlich und passt nicht so recht zu dem übrigen Songmaterial, obwohl von dieser kraftvollen und wiederum wavigen Interpretation des Progressive Rocks schon ein gewisser Reiz ausgeht.
Die stärksten Momente besitzt das Album in dem Titel "A Matter Of Time", wo das analoge Tasteninstrumentarium zusammen mit schwelgerischem Gitarrenspiel einen überaus pathetischen Sound kreiert.
"Sargasso" als Abschluss wirkt dagegen jedoch rein dramaturgisch zu konstruiert und zu sehr auf Dramatik sowie Theatralik getrimmt. Auch satte Mellotron-Chöre können nicht über den bruchstückartigen Charakter dieser Komposition hinwegtäuschen. Der Gesang bewegt sich hier auch nur ganz knapp am Rande der Schmerzgrenze.
Als Bonustitel wird noch das dreigeteilte Instrumental "Cumulo Nimbus" geboten, das aber nur wenig überzeugen kann.
Letztendlich liegt mit dieser Wiederveröffentlichung ein mäßig interessantes Werk vor, das zu sehr verklärt wird. Größtenteils sind traditionelle Rockstrukturen vorhanden und von dem filigranen Kunstrock der 70er Jahre hatten sich die Amerikaner meilenweit entfernt. Auch der druckvolle und recht aggressive Gesangsstil des Frontmannes Denny Gorden wird sicherlich für einiges Unverständnis sorgen. Ein Kunstwerk liegt hier keinesfalls vor und den britischen Neoprog-Bands wie Twelfth Night und Pallas ist die rockige sowie moderne Interpretation des klassischen Progsounds doch überzeugender gelungen.
Anspieltipp(s): |
A Matter Of Time |
Vergleichbar mit: |
Twelfth Night |
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Veröffentlicht am: |
29.5.2003 |
Letzte Änderung: |
29.5.2003 |
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Eine seltsame Platte. Zum einen hat Horst Recht: durch ihre jahrelange Nichtverfügbarkeit war die Reputation von "In the following half-light" im Verhältnis zum eigentlich musikalischen Gehalt ziemlich aufgeblasen. Insbesondere, wenn man klassischen Prog erwartet. Denn diesen gibt es hier nur ganz gelegentlich, vor allem gegen Mitte / Ende des Albums, etwa beim verhältnismässig akustisch gehaltenen "A Matter Of Time" oder dem vorhergehenden "Isle of Man", das auch akustisch beginnt und dann an Fahrt gewinnt und bei dem auch das unvermeidliche Mellotron etwas deutlicher zu hören ist und für Retro-Feeling sorgt. Das folgende "Sargasso" ist tatsächlich ein dramatisch gehaltenes, überzogenes Pseudo-Horror-Stück: nicht wirklich ernst zu nehmen, aber irgendwie witzig, abwechslungsreich und die beste Nummer des Albums.
Die Stücke am Anfang von "In the following half-light" klingen für mich wie eine Mischung aus den frühen Saga und NeoProg. Diese Stilmischung an sich wäre nicht unbedingt etwas besonderes, aber wenn man das Entstehungsdatum der Platte, 1981, dazu nimmt, sieht das anders aus: denn NeoProg als solchen gab es noch gar nicht, und auch Saga waren auch gerade erst ziemlich am Anfang ihrer langen Karriere. Musikalisch ist es nicht mein Ding, dazu geht es hier doch lange Strecken zu hüpf-lala-mässig zu, und auch das Plastikpop-mässige "Maybe if they burn me" ergibt etwas Abzug, auch wenn die Arrangements immer liebevoll gestaltet sind. Aber einen gewissen Pionier-Status muss man der Band schon zuerkennen.
Anspieltipp(s): |
Sargossa |
Vergleichbar mit: |
Teils frühe Saga |
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Veröffentlicht am: |
14.8.2003 |
Letzte Änderung: |
14.8.2003 |
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1981 war der Neoprog noch quasi in seiner Pränatal-Phase, denn all die großen stilbildenden Alben der späteren Genre-Riesen Marillion, Pallas, IQ, Twelfth Night und Pendragon standen noch aus. Und da war diese Band - ausgerechnet aus den USA - die schon den gleichen Pfad beschritt, den die britischen Kollegen bald weidlich erkunden sollten.
Ich bin nun kein ausgewiesener Kenner des Neoprog. Da fallen mir eher Namen wie Gün Schote, Horst Straske oder Fix Sadler ein. Ich habe das Progrevival der 80er Jahre seinerzeit als läppisch abgetan. Wenn ich heute - nach 30 Jahren - aber zurückblicke, dann eröffnet sich mir ein ganz anderer Blick auf die damalige Zeit. Der Neoprog war die erste von mehreren Wellen, die uns Prog-Revivals bescherten: in den 80ern der Neoprog, in den 90ern der Retroprog, in den 00ern der New Artrock und der New oder Nu Prog.
Als Proggie ist man gewohnt, das Proggige als selbstreferentiellen Bezug in der Musik zu hören. So ging es mir und vielen anderen damals und so geht es auch den Musikkritikern. Wenn ich bei Paul Stump oder Edward Macan nachlese, dann ist da immer die Rede von der Nostalgie, die die Musiker leitete. Sicher, Genesis und Peter Gabriel waren gern zitierte Vorbilder, auch für Netherworld. Aber diese Betrachtungsweise unterschlägt doch ein wenig das musikhistorisch Besondere an dem, was Paul Stump in seiner Geschichte des Progressive Rock „The Music's all that Matters“ „Rewriting the Script Part Two“ nennt. Die neoprogressiven Bands am Anfang der 80er Jahre zeichnete mehr oder weniger - bei allen Bezügen zum Prog der 70er - doch ein ganz eigener, zeitgemäßer Ton aus, der immer wieder die damals stark vertretene Wave- Musik aufnahm. Bei manchen Bands war dies weniger deutlich zu hören (Marillion, IQ, Pendragon), bei anderen stärker (Twelfth Night, Pallas und eben auch Netherworld).
Einen radikaleren Neuzugang zum Prog wählten übrigens Anfang der 80er King Crimson, die deshalb (leider?) nicht zum Neoprog gerechnet werden können, sondern „Rewriting the Script Part One“ bei Stump darstellen. Fripp hatte sich in der zweiten Hälfte der 70er ganz radikal vom klassischen Prog abgewandt und bot solo, mehr aber noch mit seiner „League of Gentlemen“ Wave reinsten Wassers. Anfang der 80er aber kehrte er mit King Crimson auf den Markt zurück, was die Wiederaufnahme progressiver Elemente beinhaltete. Mit dieser erneuten Wendung (vom Prog zur Wave zur proggigen Wave) kam Fripp überraschenderweise aus der entgegengesetzten Richtung wie die Neoprogger (zurück) zum Prog.
Im gleichen Jahr wie „Discipline“ kamen aber nun auch Netherworld mit ihrem einzigen Album heraus. Die Band selbst existierte bereits seit Mitte der 70er, hatte es aber bis dato zu keiner Veröffentlichung gebracht. Und auch der folgende britische Neoprog-Boom scheint den Amerikanern leider nicht geholfen zu haben. Dabei ist „In the Following Half-Light“ nicht nur bemerkenswert, weil es so ein frühes Dokument des Neoprog ist, sondern auch weil es schon so gelungen klassischen Prog und Wave zu einem ganz eigenen Gemisch verrührt. Der besondere Charme dieser Mischung kommt bei Netherworld besonders gut rüber, auch gesanglich, ähnlich wie zeitgleich bei den Kollegen von Twelfth Night oder Pallas, die ihre Studio-Debuts jedoch erst später herausbringen sollten.
Aus dieser Perspektive betrachtet, halte ich Netherworld für eine der schönsten frühen Blüten des Neoprog. Dieses Album hat nach wie vor viel Charme und steht wie andere Meilensteine des frühen Neoprog (sowie die King Crimson-Alben der frühen 80er!) für eine Zeit als das Genre nicht schon festgefahren in den eigenen Klischees war oder sich in den Mainstream verabschiedete, sondern sich noch spannungsreich mit der damals zeitgenössischen Rockmusik auseinandersetzte.
Anspieltipp(s): |
Too hard to forget, Isle of Man |
Vergleichbar mit: |
Twelfth Night, Pallas Anfang der 80er |
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Veröffentlicht am: |
22.12.2012 |
Letzte Änderung: |
21.12.2012 |
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