Anakin Tumnus
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Informationen
Allgemeine Angaben
Besetzung
Gratto |
Piano, Organ, Vocals |
Chris Rodler |
Guitars |
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Brett Rodler |
Drums |
Gary Madras |
Bass |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Passage Of Time
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9:03
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2. |
Call And Response
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10:29
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3. |
Shift
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16:50
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Gesamtlaufzeit | 36:22 |
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Rezensionen

Mit der EP "Anakin Tumnus" liegt die bislang einzige Veröffentlichung der amerikanischen Formation GRATTO vor. Die Anfänge dieser Band gehen bis in das Jahr 1996 zurück, als die Brüder Chris und Brett Rodler für das gemeinsame Bandprojekt Leger de Main Songs vorbereiteten. Mit dieser Band und der Formation RH Factor hatten sich beide bis dato in Prog-Insiderkreisen einen gewissen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Als sie mit dem Keyboarder und Sänger namens Gratto zusammentrafen, begann eine fruchtbare Zusammenarbeit. Nachdem man sich jedoch entschlossen hatte, das gemeinsam erarbeitete Songmaterial nicht für das bisherige Bandprojekt Leger de Main zu verwenden, wurden diese musikalischen Ideen unter dem Namen GRATTO weiterverfolgt.
In dieser Zeit nahmen die Amerikaner ganze drei Songs auf. Nach dem Rückzug des Bassisten Gary Madras war das Ende von GRATTO besiegelt und die in gemeinsamer Zusammenarbeit aufgenommenen drei Songs verschwanden erst mal in den Archiven. Chris Rodler stieß erst beim Aufräumen wieder auf die DAT-Tapes mit dem Titel "GRATTO MIXES" und fasste den Entschluss, diese Aufnahmen erst einmal als EP in Eigenregie zu veröffentlichen.
Die auf "Anakin Tumnus" enthaltenen drei Titel bringen es auf eine Spielzeit von rund 36 Minuten, weshalb zuerst einmal die Longtrack-Fetischisten hellhörig werden können. Stilistisch können die Aufnahmen ohne Problem als ein amerikanisches Produkt erkannt werden, da GRATTO auf einem technisch sehr hohen Niveau agieren. Die Kompositionen dieses Bandprojektes geben den Protagonisten stets die Möglichkeit, ihre instrumentalen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, wobei dies aber keinesfalls in Richtung Gefrickel oder pure Effekthascherei tendiert. Vielmehr lässt schon der Opener "Passage Of Time" ein sehr hohes Ideenpotential erkennen. Dabei ist GRATTO eine sehr moderne und auch anspruchsvolle Form des Progressive Rocks gelungen, die in überaus eigenständiger Manier zwischen ruhigen Passagen und fast schon metallischen Ausbrüchen pendelt. Beim ersten Hördurchgang wirkt das Ganze noch etwas zerfahren und man könnte den Eindruck haben, dass es die Akteure in ihrem ganzen Ideenfluss doch ein wenig übertrieben haben. Da jagt teilweise ein Break das andere und eine homogene Songstruktur lässt sich kaum erkennen. Spätestens nach dem dritten Hördurchgang lässt sich aber doch so etwas wie ein roter Faden erkennen und es macht sich der Eindruck breit, dass die auf dem ersten Blick zerfahrenen Songstrukturen so etwas wie ein progressives Mosaik darstellen, dessen einzelne Bestandteile nach mehrmaligem Hören zu einem funktionierenden Songmuster zusammengesetzt werden.
Somit offenbart sich im weiteren Verlauf eine pure Spielfreude. Der Gesang des Keyboarders Gratto ist sehr extravagant und wechselt zwischen gefühlvollen Passagen und urplötzlichen emotionalen Ausbrüchen. Dementsprechend variiert sein Tastenspiel auch zwischen perlenden Klavierläufen und hymnischen bis dynamischen Keyboard-Einsätzen. Auch das Gitarrenspiel ist sehr variabel und begibt sich oftmals in progmetallische Gefilde. Das druckvolle Spiel der Rhythmussektion treibt die Songs in beeindruckender Art voran. Besonders die beinahe schon brachiale Schlussequenz des Openers ist ein bestes Beispiel für die Energie dieser kurzlebigen Formation. Schon der lyrische Anfang des nachfolgenden Titels "Call And Response" steht aber wiederum im totalen Gegensatz zu den gerade vorher gebotenen metallischen Ausflügen.
Somit liegt hier ein sehr abwechslungsreiches Album einer sehr engagiert agierenden Formation vor, bei dem der Verlauf der Songs absolut unvorhersehbar ist. Zugegebenermaßen mag das das auf manchen Hörer auch zu zerfahren oder gar unausgegoren wirken. Freunde des modernen Progrocks, der sich im Grenzbereich zwischen der traditionellen und metallischen Variante des Genres bewegt, werden aber die Ideenvielfalt der Kompositionen zu schätzen wissen. Die in der Bandinfo angesprochene Inspiration durch die Bands Rush, Yes, Jethro Tull und King Crimson ist aber beim besten Willen nicht im Songwriting von GRATTO erkennbar. Dies ist aber bei weitem kein Nachteil, da dies doch die Eigenständigkeit der Band unterstreicht.
Anspieltipp(s): |
Passage Of Time |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
28.10.2002 |
Letzte Änderung: |
7.1.2003 |
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Die rhythmische und melodische Komplexität dieser Stücke knüpft manchmal bei den Progklassikern der 70er an, die kraftvolle Rock-Komponente erinnert oft an die besten Zeiten von Rush, und die beachtliche kompositorische Dichte scheint sich eher an den neuesten Prog-Trends zu orientieren. Letzteres beeinträchtigt auch trotz der ellenlangen Texte nicht die Musikalität der drei mehrteiligen Songs. Gleichzeitig wird auch den Instrumentalparts ein gewisser Stellenwert eingeräumt. So gibt beispielsweise Herr Gratto im Mittelteil von "Shift" eine konzertante Kostprobe seiner Pianokünste. Was danach folgt erreicht stellenweise die Intensität vom zeitgenössischen Prog-Metal. Um Kontraste ist man hier nicht verlegen.
Es bleibt also zu hoffen, dass Herr Gratto für seine nächste Scheibe weniger als sechs Jahre braucht, damit die Progszene seinem beachtlichen Keyboarder- und Songschreibertalent die ihm gebührende Anerkennung zuteil werden lassen kann.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
19.12.2002 |
Letzte Änderung: |
19.12.2002 |
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Heißa! Vor vielen, vielen Jahren, als CDs noch LPs waren, da hätten 36 Minuten Spielzeit zwar keinen Spitzenwert im Longplaying gebildet. Aber ungewöhnlich wärs auch nicht gewesen. Und wenn sich hinter diesen 36 Minuten drei so feine Stücke verbergen, wer will sich da beklagen? Diese drei Stücke sind übrigens musikalisch und textlich so stark miteinander verklammert, daß man durchaus von einer kleinen Suite sprechen kann. Zumindest gewinnt das Album dadurch stark an Geschlossenheit.
Die Vocals von Gratto sind sehr stark von der Genesis-Schule beeinflusst und das verleiht der Platte einen gewissen Neoprog-Touch. Trotzdem ist das Album nicht nur etwas für Liebhaber der vielbeschworenen Weich-Ei-Kost. Hier ist richtig was los, es wird geschachtelt, gerockt und gebreakt, daß es eine Freude ist, am besten auf dem eröffnenden Track 1. Die double-bass-drum rollt, der Bass nörgelt beseelt und durchdringend, Keyboards und Gitarre zeigen, was sie können. Ein kleiner Minuspunkt liegt darin, daß die Gesangspartien oft etwas zu leise sind. Aber ansonsten: starker neoretroprog, ein bißchen metallisch, aber insgesamt den klassischen Vorbildern doch deutlich und im besten Sinne verpflichtet.
Ich vergebe ebenfalls 11 Punkte, aber gefallen tut´s mir, als ob es 12 wären....
... und wenn die CD noch eine weitere Woche so erfolgreich in meinem Player rotiert, dann sehe ich mich gezwungen, tatsächlich zu erhöhen. Wer geht mit im Rezensentenpoker? :-)
Anspieltipp(s): |
Passage of Time |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
5.1.2003 |
Letzte Änderung: |
10.1.2003 |
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Mitgehen? Sicher! Ich erhöhe sogar!
Anakin Tumnus? Was ist das denn für ein Titel. Eine Mischung aus dem dunklen Lord des Imperiums und dem Faun aus Narnia? Eine ganz eigenwillige Kombination also. So eigenwillig wie die umwerfende Musik dieser beeindruckenden Band.
Was Namensgeber Gratto und seine drei Mitstreiter hier auf ihrem ersten und einzigen Album zum Besten geben, ist sackstark. Kredenzt wird dem Hörer eine Mischung aus klassischen respektive retroprogressiven Elementen, beinahe progmetalischen Ausflügen und neoprogressiven Sprengseln. Und das alles gleichzeitig.
Die Melodieführung ist mitunter sehr abenteuerlich und verschnörkelt, die Rhythmusarbeit jederzeit virtuos, verschachtelt und komplex, das Bass-Spiel nicht minder virtuos und stets druckvoll. Die meist recht harten Gitarren stehen oftmals noch vor den Keyboards im Vordergrund des Klangbildes und prägen das Gesamtbild der Stücke wesentlich mit. Gratto selbst fügt dem Ganzen ein sehr abwechslungsreiches Tastenspiel hinzu und singt zudem ganz ordentlich. Die Stimme ist etwas schwachbrüstig und beinahe ein wenig ätherisch und wird vielleicht auch deshalb etwas in den Hintergrund gemischt.
Die Kompositionen sind allesamt erste Sahne. Gratto bringen in kurzer Zeit und drei Stücken mehr Ideen unter als manch anderer in 3 Alben. Alleine der Opener bläst einen mit seinen permanenten Tempo- und Rhythmuswechseln, Lautstärke- und Dynamiksprüngen und den sich abwechselnden musikalischen Themen ein ums andere Mal um. "Anakin Tumnus" packt von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Sehr schade, dass dies das einzige Album der Band geblieben ist.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
3.11.2015 |
Letzte Änderung: |
2.11.2015 |
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