Mosaique
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
MUSEA |
Durchschnittswertung: |
11.33/15 (3 Rezensionen) |
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Besetzung
Carlos Humaran |
guitar |
Kiko King |
drums, percussion |
Pepe Torres |
flute, saxophone, clarinet, woodwinds |
Flavio Miranda |
bass, contrabass, cello |
Lupita Acuna |
vocals |
Francisco Hernandez |
vocals |
Dino Brassea |
vocals |
Julio Camacho |
percussion, effects |
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Rodolfo Gonzales |
bass |
Beto Vidales |
vocals |
Antonio Bringas |
drums, percussion |
Javier Rosales |
guitar |
Ernesto Bringas |
guitar |
Enrique Slim |
percussion |
Ruben Hernandez |
vocals |
Alfonso Vidales |
piano, keyboards |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Azteca imperial
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8:49
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2. |
Signs of love
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11:03
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3. |
Suenos colectivos
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10:02
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4. |
Jupiter
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7:49
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5. |
Cruces en el mar
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3:32
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6. |
Hay un lugar
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7:15
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7. |
Princesa celestial
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3:55
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8. |
Flaupepe
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0:18
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Gesamtlaufzeit | 52:43 |
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Disc 2 |
1. |
Zona de ilusiones
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13:05
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2. |
Ninos de cristal
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5:18
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3. |
Ninos de cristal II
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4:23
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4. |
Cuerda floja
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8:23
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5. |
Flapepo
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3:00
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6. |
Adapted to your eyes
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5:48
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7. |
Nueva luz
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8:39
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8. |
Ara imp
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1:13
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Gesamtlaufzeit | 49:49 |
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Rezensionen

Wann immer ich in letzter Zeit dieses Album höre, muss ich an das "Paradox Hotel" von den Flower Kings denken: beides durchkonzipierte Doppelalben, beide 2006 erschienen, das eine steht in jedem Laden, das andere in keinem (wenn's nicht ein virtueller ist), und beide enthalten das, was ein Old-fashioned-Proggy von einem Prog-Doppelalbum erwarten könnte – doch Moment:
Was erwartet ein Old-fashioned-Proggy wohl von einem Doppelalbum des Jahres 2006? Vielleicht in etwa das, was er vor dreißig Jahren auch erwartet hätte: sorgfältig komponiertes Storytelling, Spannung, gut organisiertes Chaos, hier und da ein wenig Bombast und hymnische Erbauung (was ich als Susi-Prog zu bezeichnen pflege), vor allem aber ein musikalisches Roadmovie durch die abwechslungsreiche Geographie des Prog. Das ist es, was er will, und das bekommt er auch auf beiden Alben, nur: bei den Blumenkönigen führt die Reise durch dermaßen breit ausgetretene Fußstapfen, dass ihnen auch ein halbblinder Bär folgen und seine eigenen musikalischen Ergänzungen dazu brummen könnte. Bei Cast dagegen geht's munter durch die Wildnis und über so manchen Stock und Stein, von dem der Fan möglicherweise schon während der 90er vergessen hat, dass auch so was mal zum Prog gehört hat.
Und so mischen sich in mir mehr und weniger optimistische Gefühle beim Hören von Cast: Optimismus, dass wir 2006 endlich mal wieder ein fruchtbares Prog-Jahr erleben könnten, wofür sich die Anzeichen mehren; Pessimismus deshalb, weil so mancher Hörer die tollen Bands, deren Alben nicht in den Läden stehen, verpassen könnte: dann wird er weiterhin bei FloKis und Co bleiben, sich zunehmend dabei langweilen und irgendwann das Jahr nicht mehr für fruchtbar, sondern eher für furchtbar halten, so wie vielleicht auch schon das letzte Jahr, und das vorletzte, und so weiter...bis er an 1997 denkt, als immerhin die "Subterranea" von IQ herauskam (die sogar in den Läden stand)...
Aber ich will hier nicht immer nur die schlechten Prog-Nosen verbreiten wie der Zauberer Gandalf, dessen Beliebtheit dadurch auch nicht gerade überall gestiegen war. Die gute Nachricht lautet: die Mexikaner Cast legen mit "Mosaique" ein weiteres Meisterwerk dieses Jahres vor, das kaum mit etwas Zeitgenössischem vergleichbar ist und auf dem mich jede seiner 100 Minuten begeistern kann. Was sie präsentieren, ist eine flotte Mixtur aus ihren Neoprog-Wurzeln gepaart mit frühen Camel-Flöten und Ethno-Rhythmen sowie sperrigen Retro-Elementen, die sich nicht scheuen, wiederholt Ausflüge in den Jazz zu unternehmen (das lässt mich an die alten Colosseum denken). Und als ob das noch nicht genügen würde, kommen noch ab und zu kurze Einlagen aus den Bereichen AOR und Easy Listening hinzu, die wie augenzwinkernde Hör-Stützen wirken, an denen sich das Aufnahmevermögen kurz festhalten kann, damit es sich nicht durch proggiges Dauerfeuer überanstrengt.
Ich finde, so muss gelungener Prog klingen, nicht anders heutzutage als schon immer: er sollte ein intellektuelles Vergnügen ermöglichen, aber es muss davon auch was im Ohr hängen bleiben, und zwar immer nur gerade so viel, dass man sich schon auf den nächsten Hördurchgang freuen kann. Diese Aufgabe lösen Cast auf eine so elegante und abgerundete Weise, dass mir beim Hören dieses Albums erst mal so richtig deutlich geworden ist, wie selten solche Gesamt-Kunstwerke des Prog in den letzten Jahren vorkamen: viele Veröffentlichungen waren entweder zu platt auf vordergründiges Genießen angelegt (so ein großer Teil des jüngeren Neoprog), und von anderen blieb auch nach fünf Hördurchgängen kein bleibender Eindruck im Ohr (man könnte das als "Enchant-Syndrom" bezeichnen). Und dann höre ich Cast und frage mich, wieso man nur jahrelang so viel Durchschnittlichkeit anderer Bands ertragen musste – das war es schließlich von Anfang an nie gewesen, was uns alle zum Prog gebracht hat!
Also, liebe Leser: egal, ob ihr schon für eine Handvoll Euro die neue FloKi erstanden habt oder nicht: für ein paar Euro mehr sollte das Budget auch noch die Investition in dieses Werk aus Mexiko ermöglichen. Ich gebe im Folgenden ein paar Anspieltipps, denn mir fallen so viele ein, dass sie nicht alle in das dafür vorgesehene Feld unten passen:
Der Opener "Azteca imperial" ist ein Beispiel für den schrägen Seiteneinstieg, mit dem man ein ansonsten durchaus melodisches Album einleiten kann: nach kurzem Ethno-Geschrammel (das über das ganze Album hinweg noch ein paar Male wiederkehrt) erinnert das Anfangsthema mit seinen schneidenden Keyboards ein wenig an Krimi-Musik aus frühen TV-Erlebnissen. Das wird dann unaufhörlich erweitert, wobei vor allem grungige Gitarren und Keyboards auffallen, die vordergründig etwas an den Stil von Wakeman erinnern könnten, aber viel flimmernder und flüssiger klingen.
"Signs of love" ist für mich das Highlight des Albums: das hat einen dieser gezielt zuschlagenden Akkord-Komplexe, auf die sich immer noch eine Sensations-Variante draufsetzen lässt: Musik zum Wild-im-Zimmer-Umherspringen, wenn einen niemand beobachtet ;-). Im Auto sollte man das aus Sicherheitsgründen lieber nicht hören!
"Jupiter" und "Cuerda floja" sind leichtfüßige Instrumentalstücke mit anfänglicher Easy-Listening-Orientierung, die aber schon bald in gewagte Jazz-Arrangements ausartet; hier halten sich nette Unterhaltung und überraschtes Aufhorchen perfekt die Waage.
"Princesa Celestial" ist für wenige Minuten eine völlig unerwartete AOR-Einlage mit wahnsinnig fesselnder Melodie. Gut, dass das nicht länger ist, als es ist, aber als kurze Idee kommt es einfach super rüber – unverzichtbar!
"Zona de ilusiones" beginnt wie eine Mischung aus barockem Tanz und Klaviersonate; so weit ist es das klassizistischste Stück des Albums, aber auch dieses strömt nach wenigen Minuten ins virtuos-genießerische Saxophon-Chaos, von den vielen anderen Soli ganz zu schweigen. Diese Ideen-Kombination halte ich für nahezu unvergleichlich.
"Adapted to your eyes" ist mal ein ganz solider Neoprog-Song mit Ohrwurm-Charakter, der sich aber auch eine flotte Popeinlage in der Mitte nicht verkneifen kann. Wenn es aus diesem Album eine Single-Auskopplung geben sollte – das wäre sie!
"Nueva luz" gibt uns gegen Ende eine Art kontemplativen symphonischen Gesamtüberblick zur Reflektion über das Gehörte. Das ist der Stoff, aus dem so manche Band ein ganzes Neoprog-Album machen würde – hier ist es die lichte Höhe inmitten der Stürme...
Das mag erstmal reichen – diese Tipps zeigen nämlich vor allem, dass man das Album komplett hören sollte oder gar nicht (ich füge ganz subjektiv hinzu: gar nicht gibt's nicht!).
Noch vor einem Jahr hab ich das Nahen der nächsten Prog-Krise überdeutlich gespürt, aber jetzt denke ich: sie lässt sich möglicherweise doch noch etwas Zeit, kommt aber früher oder später bestimmt. Bis dahin höre ich dieses Album und denke: Crisis? What crisis? Wenn's ab und zu immer mal wieder so tolle Alben gibt, sehe (pardon, höre) ich gelassen in die Zukunft...
Anspieltipp(s): |
siehe oben |
Vergleichbar mit: |
Wenn's denn sein muss: Early Camel meets Colosseum (und ist doch unvergleichbar) |
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Veröffentlicht am: |
9.4.2006 |
Letzte Änderung: |
11.10.2013 |
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Also, ich muss zugeben, ohne Hennings überschwängliche Rezension (und vor allem seinen despektierlichen Flower Kings-Vergleich) wäre ich auf dieses Album sicherlich nicht aufmerksam geworden. So aber wurde ich angestachelt, mir dieses Werk zu besorgen...
Das wäre allerdings sehr schade gewesen, wenn ich dieses Album verpasst hätte. Es hat mir schon einige schöne Stunden verschafft, auch wenn es ein paar Schwächen hat. Ein Urteil zu fällen ist daher nicht so einfach, denn extrem gute Titel wechseln mit ziemlichen Schlaftabletten ab und das hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck.
Dieses Doppelalbum ist mein Erstkontakt mit Cast, Vergleiche zu früheren Werken kann ich also nicht ziehen. Für mich klingen Cast im wesentlichen wie im NeoProg beheimatet, dafür sprechen vor allem die zahlreichen, manchmal doch etwas dudeligen, Keyboard-Klänge. Man unternimmt aber gerne Ausflüge in originär 'Retroproggiges' wie auch in Richtung Jazz-Rock. Das lockert das Album auf und bewahrt es vor einem Versumpfen im NeoProg-Einerlei. Dazu trägt auch bei, dass es die Band schon versteht, mal richtig mit Schmackes abzurocken. Wenn Gesang erklingt, dann ist er nicht spektakulär, aber angenehm zu hören.
So entstehen Songperlen, wie der instrumentale Opener, der folgende Longtrack, eine echte NeoProg-Hymne, das rockige Song-Doppel "Ninos de Cristal", der zunächst ruhig startende, sich dann aber bombastisch steigernde Opener der zweiten CD, "Zona de Illusiones". Diese Titel ergeben schon ungefähr 50 Minuten Spielzeit. Zusammen mit vielleicht noch "Suenos Colectivos" und "Nueva Luz" hätte das eine tolle CD ergeben, die sicherlich zu den Spitzenveröffentlichungen des melodischen, neoprog-verwandten ProgRocks in 2006 gezählt hätte.
Aber Cast veröffentlichen halt eine Doppel-CD und hier sind wir dann beim Flower Kings-Vergleich: Wie auch die Blumenkönige manchmal, schaffen es Cast nicht ein Doppel-Album mit durchgängig mitreißender Musik zu füllen. Cast entwickeln eine seltsame Vorliebe für - ich würde sagen - Easy-Listening-Jazz-Rock, der einfach an einem vorbeirauscht, ohne weh zu tun, aber auch ohne im geringsten hängen zu bleiben. Nummern wie "Jupiter" oder "Cuerda Floja" nimmt man eigentlich gar nicht wahr und so ein Titel wie "Princessa Celestial" kann ja gar nicht ernstgemeint sein... So beginnen also beide CDs mit starken Titeln, die im rockigen bis schwelgerischen NeoProg beheimatet sind, um dann zunehmend zu verflachen und ins "Fahrstuhl-Musische" abzugleiten. Ein bisschen schade... trotzdem bleibt das Album aufgrund der starken Titel immer noch eine Empfehlung für Genre-Freunde.
Randbemerkungen:
Cast agieren deutlich neoproggiger als die Flower Kings, trotzdem ist der Vergleich "Paradox Hotel" - "Mosaique" valide. Für mich sowas wie ein Unentschieden, denn beide Bands holen nicht alles aus ihren Möglichkeiten heraus. Allerdings "leiden" die Flower Kings noch zusätzlich unter der Bürde einer großen Zahl von Spitzenveröffentlichungen, die vielleicht den Blick auf die Qualitäten von "Paradox Hotel" etwas verstellen, Cast hingegen können sogar noch den Aussenseiter- und Exotenbonus vereinnahmen...
"Mosaique" ist sicherlich keine durchkomponierte CD. Wenn ich das richtig sehe, ist das eher eine Mischung aus neuen Titeln und alten Sachen, die für dieses Album "recycelt" wurden. Das unterscheidet "Mosaique" nun sehr deutlich von "Paradox Hotel". Aber, wie auch bei "Paradox Hotel" finde ich die zweite CD einen Tick besser.
Aber sei's drum: Hennings Vorschlag, sich neben "Paradox Hotel" auch noch "Mosaique" zu besorgen, unterstütze ich. Das sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich die Flower Kings-Fans nicht auch für dieses Album von Cast begeistern könnten.
Anspieltipp(s): |
Azteca Imperial, Ninos de Cristal |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
11.8.2006 |
Letzte Änderung: |
11.8.2006 |
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Der grandiose Erfolg blieb Cast, trotz etlicher Veröffentlichungen - seit 1994 sind über 20 CDs erschienen - leider noch verwehrt. Ob sich das mit diese Scheibe ändert, bleibt abzuwarten. Die Basis stimmt jedenfalls.
"Mosaïque" ist ein Doppelalbum mit der Beteiligung von 16 Musikern, der Sound ist soweit in Ordnung, der Gesang wechselt zwischen englisch und spanisch, und wer mit dem Gesang von Cast überhaupt nichts anfangen kann, bekommt einige saftige Instrumentalstücke um die Ohren.
Die musikalischen Einflüsse reichen von Neoprog, Retroprog, Folk und Jazzrock über dezenten Mainstream-Rock/Pop bis hin zu kleineren Ethno-Attitüden. Dabei lässt Alfonso Vidales vor allem den Gastmusikern an Flöte, Saxophone, Klarinette, Percussion, Cello oder auch beim Gesang alle Freiheiten, ihre Ideen in seine Musik einzubringen. Trotz aller Virtuosität gibt es keine extremen spielerische Mätzchen, es ist alles mehr im melancholischen und sinfonischen Bereich angesiedelt, aber für die oftmals zu keyboardbetonte Musik von Cast wirkt das dadurch entstandene facettenreiche Spiel wie ein Befreiungsschlag - und so macht "Mosaïque" seinem Titel alle Ehren. Zudem sind die 16 Tracks, die im Übrigen auch ältere, zum Konzept passende Stücke enthalten, sehr klug aneinander gereiht. Was die etwas leichteren und gedrosselten Stücke durchaus erträglich sowie sinnvoll macht, da sie prima als kleine Erholungspause dienen. Zwei Uptempo-Nummern sind dann aber doch zu schlicht und brav, so dass man auf Dauer dazu geneigt ist, die Vorwärts-Taste am CD-Player zu betätigen. Auch könnte der Sound noch ein wenig mehr an scharfen Konturen vertragen.
Ansonsten ein recht gelungener Balanceakt zwischen Kreativität und, pardon, Minimalmusik mit einfacheren musikalischen Grundformen, das somit für jede Aufnahmefähigkeit was zu bieten hat.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
8.9.2008 |
Letzte Änderung: |
8.9.2008 |
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