Crawling To Lhasa
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Eigenverlag |
Durchschnittswertung: |
8.33/15 (3 Rezensionen) |
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Besetzung
Claus Rauschenbach |
Guitars, Kongas, Percussion, Vocals, Harmonica, Slentem |
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Heinz Martin |
Guitars, Flute, Piano, Vibraphon, Schalmei, Cello, Violin, Synthesizer |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Naerby Shiras
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9:20
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2. |
Jaceline
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6:20
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3. |
Raga Nr. 11
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5:37
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4. |
September Fullmoon
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9:39
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5. |
Arapaho´s Circle Dance
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2:32
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6. |
Tante Olga
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7:35
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7. |
Vamos
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6:52
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8. |
Deja Vu
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5:38
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Gesamtlaufzeit | 53:33 |
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Rezensionen

Kalacakra ist eine der tantrischen Gottheiten des Vajrayâna-Buddhismus. Das Kalacakra-Mandala, das Meditionssymbol des Gottes, welches auch auf dem Cover der einzigen LP des deutschen Duos Kalacakra zu sehen ist, ist das Zeitrad, das die kosmischen Rhythmen und den Ablauf der Zeit symbolisiert. Ihre einzige LP nahmen Claus Rauschenbach und Heinz Martin anfang der 70er Jahre auf und veröffentlichten sie 1972 im Eigenverlag. Vinyl-Originale der Scheibe erreichen in Sammlerkreisen Höchstpreise, so dass das CD-Reissue von Garden Of Delights (es gab allerdings schon 1993 eine CD-Version des Albums auf dem Label Lost Pipe Dreams) für viele die erste Möglichkeit sein wird, der Musik des Duos zu lauschen.
Wie man nach dem Titel dieser Scheibe, dem Coverbild und dem Namen der Band schon vermuten wird, bieten Kalacakra auf "Crawling To Lhasa" eine Musik, die man kurz als ethno-psychedelischen Krautrock bezeichnen könnte. Die beiden Protagonisten sind hier an einer ganzen Anzahl von akustischen und elektronisch verstärkten Instrumenten zu hören und erzeugen damit eine entspannt-bekiffte, folkig-meditative Atmosphäre, wie sie in den späten 60ern und frühen 70ern wohl sehr in Mode war. Vergleiche bieten sich gleich eine ganze Reihe an. Da wären einmal die dilettantischen Psychedelik-Folkalben der Incredible String Band, doch klingen Kalacakra deutlich elektrischer (zumindest teilweise) und sind doch etwas durchgeknallter unterwegs. Dann wären da die freieren Klangschöpfungen auf dem ersten Album von Älgarnas Trädgård zu nennen und die ähnlich gelagerten Exkurse der deutschen Kollegen von Limbus 3 bzw. 4. Im Vergleich zu diesen ist die Musik von Kalacakra aber wieder etwas einfacher gestrickt und weist eine etwas solidere rhythmische Basis auf. Dann wären da die britischen Acid-Folk-Bands wie Jan Dukes de Gray oder Comus. Doch geht es bei Kalacakra nicht ganz so schräg und ausgeflippt zu. Zu guter letzt kann man dann noch die ersten Scheiben von Hölderlin und Bröselmaschine aufführen. Dagegen sind Rauschenbach und Martin wieder psychedelischer und "indischer" zu Gange, obwohl z.B. das Stück "September full moon" durchaus an die Gruppe von Peter Bursch erinnert.
Kalacakra schrammeln auf "Crawling To Lhasa" meist leicht abgehoben vor sich hin, rhythmisch vorangetrieben von Akustikgitarre oder Handperkussion, klanglich und solistisch ergänzt von verschiedenen Blas-, Zupf-, Klopf- und Streichinstrumenten, ab und zu auch von einem Synthesizer. Letzterer kommt vor allem in "Raga No. 11" zum Einsatz, in dem er für einen hypnotisch an- und absteigenenden Klangteppich sorgt. Dazu kommen noch diverse vokalen Lautäusserungen, die meist aus mehr oder weniger sinnvollen Textrezitationen - in "Nearby Shiras" gibt es z.B. verschiedenste Variationen des Textes "morgen kommt die schwarze Pest, ob sie uns am Leben lässt, feiern wir ein grosses Fest" zu hören -, aber auch aus rein "klangmalerischen" Lauten bestehen. Ob aber das kraftvolle Husten in "September full moon" zum Konzept gehört oder einfach nur "passiert" ist, ist etwas unklar.
Die ersten drei Nummern sind ganz nett anzuhören, wenn man denn "Trippiges" mag. Mit dem schon erwähnten "September full moon" wird es dann aber etwas langweilig. Das Stück bietet lahmes Gitarrengeschrammel mit Flötenbegleitung, was über 10 Minuten kaum zu ertragen ist, ohne ständig ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken. "Arapaho's Circle Dance" und "Tante Olga" bewegen sich dann in schrägen Bluesgefilden, wobei zweiteres Stück mit ständigem Hintergrundgeschwätz unterlegt ist. Zudem versucht sich jemand an einem Captain Beefheart-Imitat.
Kommen wir zum Klang der Aufnahme. Der ist nicht so furchtbar toll. Entstanden mit recht primitiven Mitteln hat das Ganze einen etwas mülligen Lo-Fi-Charme, der aber ganz gut zu solcherart Musik passt. Dazu kommt, dass das Album offenbar von einer LP gemastert wurde, was für zusätzliches leichtes Knistern und Rauschen sorgt.
Die beiden Bonusnummern stammen vom Anfang der 90er und wurden von Heinz Martin in seinem Heimstudio aufgenommen. Der Sound ist hier natürlich um einiges besser, doch ist dieses Ethno-Rock-Newage-Gemisch aus Midiklängen ansonsten ziemlich belanglos.
Wer krautig-psychedelische Seltsamkeiten schätzt und auch einige der weiter oben erwähnten Vergleichsbands, der könnte an "Crawling To Lhasa" durchaus Gefallen finden. Mir selbst ist das Ganze etwas zu dilettantisch und unausgegoren. So richtig schlecht ist das Album, insbesondere die erste Hälfte, allerdings auch nicht.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
8.6.2006 |
Letzte Änderung: |
6.4.2007 |
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Ich greife Achims Ende auf. Diese psychedelisch, dilettantisch, unausgegorenen Seltsamkeiten sind genau der Grund, warum mir Krautrock, die gesamte Musikrichtung so sehr ans Herz gewachsen ist. Diese Unbekümmertheit, aufzunehmen, nach was einem grade ist und sich wenig um Marketing, Formate, Vermarktbarkeit, exakte Spielweise u.a. zu kümmern, gabs in der Form nur in Deutschlands Frühzeit im Rock-Pop-Bereich. Diese ganze Herangehensweise war wahrlich progressiv zu der Zeit, in welcher sie entstand.
Drum gefällt mir die einzige Hinterlassenschaft dieses Duisburger Duos denn auch besonders gut. Die trippigen ersten drei Nummern sind dabei klar die besseren. Das manisch immer wieder eingeworfene "morgen kommt die schwarze Pest" z.B. kann einem im falschen Moment sogar richtig Angst einjagen. Unterm Kopfhörer genossen enstanden da bei mir Bilder eines Dorfältesten, der keifend und sabbernd diese Warnung verbreitend durchs Dorf läuft. Wie in alten Hammer-Horror-Filmen...
Das monotonere "September fullmoon" schätze ich allerdings auch, weil mich diese Art Musik an die Sommer in Münchens Englischem Garten während der 70er Jahre erinnert. Hippies waren noch zu finden, Hare-Krishna-Anhänger hüpften umher, trommelten drauflos, flöteten was das Zeug hielt und skandierten ihre Gesänge. Also alleine schon aus nostalgischen Gründen mag ich solche Musik.
Die zwei Bluestitel gefallen mir weniger, wobei Tante Olga mit dem ständigen Gequatsche dahinter wieder das bessere ist.
Die Bonustitel sind nicht schlecht, ich mag solcherart Musik auch, aber sie sind hier nicht essentiell und ich rechne sie auch nicht zur Platte gehörend. Das ist ein reiner Service des Labels Garden of Delights, welches sich ja auf die Fahne geschrieben hat, den deutschen Untergrund der 70er Jahre so komplett wie möglich zu veröffentlichen. Und dafür gar nicht hoch genug zu loben ist, meiner Meinung nach.
Ein Krautrock-Kleinod, weil in seiner Art schon einzigartig, auch wenn's, wie Achim ganz richtig aufführt, an die eine oder andere Band erinnert.
Mich erinnerte es übrigens an die Japaner Ghost, welche zwar erst seit den späten Achtzigern ihren Acid-Kraut-Folk-Rock veröffentlichen, welche ich aber nunmal früher kennengelernt habe.
Anspieltipp(s): |
Nearby shiras |
Vergleichbar mit: |
den Japanern Ghost |
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Veröffentlicht am: |
8.6.2006 |
Letzte Änderung: |
8.6.2006 |
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Kalacakra (das c wird wie tsch ausgesprochen) heißt im Tibetanischen "Rad der Zeit". Inspiriert von der ursprünglichen Kultur Tibets, vermischt mit Hang zu orientalischem und indischen Einfluss, spielte das Duo Claus Rauschenbach (Gitarre, Congas, Percussion, Gesang, Mundharmonika) und Heinz Martin (Gitarre, Flöte, Klavier, Vibraphon, Schalmei, Cello, Violine, Synthesizer) Anfang der 70er ein wunderbar psychedelisches Kleinod ein, welches in der Original Vinylversion inzwischen zwischenzeitlich knapp vierstellige DM-Werte erzielte. Interessant auch, dass beide Musiker nie Tibet besuchten, ihre Musik aber sehr stark von jenem Kulturkreis beeinflusst ist. Mehr zur Bandgeschichte im wie immer vorbildlichen von Garden Of Delights recherchierten Booklet.
So wirken die Lieder auf der ersten Hälfte der Platte und darüber hinaus wie eine Aneinanderreihung eines monoton-repetiven indischen Ragas. Befremdlicher "Gesang", sprich undeutliche Wortfetzen, Schreie, mystische Soundgemälde von Trommeln leise vorangetrieben, von Flöte umspielt, üben eine ganz eigene, seltsame Faszination aus. Die Reise geht in die weite Ferne - schließt man die Augen, so schwebt der Geist durch Indien und Tibet, wird durch Worte wie "Morgen kommt die schwarze Pest" aber immer wieder verstört, verschreckt. Eigenwillig, aber auch gleichzeitig hörenswert, sofern man sich auf dieses Experiment einlässt.
Nach dem Ausflug in fremde Sphären folgt der plötzliche Bruch. Die zwei die ursprünglich die LP beschließenden Titel stehen auf einmal in reiner Bluestradition, auch wenn es sich mehr um etwas durchgeknallten Psychedelic Blues handelt. Dafür gibt es mit den komplett nur von Heinz Martin eingespielten zwei Bonustiteln aus dem Jahr 1993 mystischen, äußerst interessanten, psychedelischen Space Rock, der mit Anleihen an Ozric Tentacles oder Mandragora aufwartet.
Dieses Album zu bewerten fällt sehr schwer, da es sich musikalisch in drei sehr unterschiedliche Teile aufspalten lässt, die zwar irgendwie von der Stimmung und Einstellung zusammenhängen, musikalisch aber ganz anders angelegt sind.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
2.7.2006 |
Letzte Änderung: |
3.7.2006 |
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