Le Berceau de Cristal
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Spalax |
Durchschnittswertung: |
5.5/15 (2 Rezensionen) |
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Besetzung
Manuel Göttsching |
Guitar, Farfisa Organ, EKO Rythm Computer |
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Lutz Ulbrich |
Guitar, Synth Guitar |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Le Berceau de Cristal
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14:15
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2. |
L'hiver doux
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12:50
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3. |
Silence sauvage
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5:53
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4. |
Le sourire vol
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6:06
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5. |
Deux enfants sous la Lune
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6:37
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6. |
Le songe d'or
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4:26
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7. |
Le Diable dans la maison
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2:56
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8. |
... et les fantomes revent aussi
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7:06
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Gesamtlaufzeit | 60:09 |
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Rezensionen

"Le Berceau de Cristal" beinhaltet einige Stücke, die Manuel Göttsching und Lutz Ulbrich (vormals bei Agitation Free) 1975 in Berlin und auf einem Konzert in Cannes (das Titelstück) aufgenommen haben. Offenbar wurde das Ganze als Soundtrack für einen 1976 erschienen, gleichnamigen Film eines gewissen Philippe Garrel verwendet (in dem sogar Nico mitspielt). Erst 1993 kam die Musik bei Spalax auf CD heraus (eine LP-Version gab es scheinbar nicht).
"Le Berceau de Cristal" unterscheidet sich nicht sehr von dem zuvor entstandenen "Inventions for electric guitar". Allerdings setzt Göttsching hier zudem noch ausgiebig eine Farfisa-Orgel ein. Die ersten beiden Nummern bieten eher getragen und ein wenig monoton dahinfliessende, elektronische Klänge und Orgellinien, aus denen sich ab und an eine E-Gitarre herausarbeitet, bzw. die gelegentlich von reinen E-Gitarrenabschnitten abgelöst werden. Eher entspannt und verträumt ist die Musik, obwohl es ab und zu ein paar schrillere Ausbrüche gibt. Erst mit "Silence Sauvage" wird die Musik rhythmischer, wenn auf- und abschwellende, sequencergesteuerte Sounds aus den Boxen blubbern und flirren. Ähnlich, wenn auch etwas einfacher gestrickt ist "Le sourire de vol", welches mich unangenehm an den Elektronik-Pop eines Jean Michel Jarre erinnert. Einigermassen interessant wird es dann wieder mit "Deux enfants sous la Lune", in dem dicht verzahnte Echo-Gitarrenlinine durcheinander wabern. Nach dem entspannten "Le son d'Or", welches wieder zu den behäbig dahinmäandernden Klängen der ersten beiden Nummern zurückkehrt, wird es kurzfristig richtig schräg. "Le Diable Dans la Maison" bietet recht heftige, gezogene und zerhackstückte E-Gitarrensounds, die kreischend und sägend durcheinander hallen und den vorher fast eingedämmerten Hörer unsanft aus seinen Gedanken reißen. Nach knapp 3 Minuten ist der Spuk allerdings wieder vorüber und mit "... et les fantomes revent aussi" klingt das Album dann so ruhig aus, wie es begann.
"Le Berceau de Cristal" ist ein recht entspanntes, bisweilen interessantes, bisweilen auch ziemlich langweiliges Album, welches aber sicher eine nette Ergänzung für Liebhaber des kosmisch-krautigen Elektroniksounds der mittleren 70er Jahre ist. Allzu kantig oder aufregend ist das Ganze nicht, unterhält aber doch recht gut und ist erstaunlicherweise noch einigermaßen abwechslungsreich ausgefallen. Wer z.B. das schon weiter oben erwähnte "Inventions for electric guitar" schätzt, der macht sicher keinen Fehler, wenn er sich auch dieses Album zulegt.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
2.7.2006 |
Letzte Änderung: |
2.11.2006 |
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Hätte ich doch bloß nicht im neusten UMO (Dezember 2006), diesem streng auf 100 Exemplare limitierten Magazin für anspruchsvolle und ungewöhnliche Musik, die Empfehlung zu dem Buch "Lüül" von Lutz Ulbrich gelesen!
Sicher wäre ich dann nicht auf die Idee gekommen, das bei mir extrem verstaubte Album "Le Berceau de Cristal" von Ash Ra Tempel wieder vorzukramen, weil auf diesem Scheibchen Lutz Ulbrich gemeinsam mit Manuel Göttsching den Versuch unternimmt, Musik zu machen - oder besser die pure Langeweile hinter schwebenden Sounds zu verstecken und diese auch noch an Musikfreunde zu verkaufen, die eben alles haben müssen, wo Ashra (Tempel) draufsteht. Ein Konzept, das immer wieder aufgeht, ob nun an einem "Donnerstag Nachmittag" des Herrn Eno oder mit dem "König schützenden Gott" des Herrn Fripp.
Der Sinn solcher Alben besteht wohl in erster Linie darin, den Leuten, die sowas Scheiße finden, ein schlechtes Gewissen einzureden, weil sie die "wahre Tiefe dieser ständig sich wiederholenden Klanglandschaften" intellektuell nicht begreifen und dementsprechend keine Ahnung von echter Musik haben und in zweiter Linie darin, Zeit und Raum mit Ein(tönigkeits)klang zu füllen und trotzdem daran zu verdienen.
Und wenn ich schon bei dem Wort "Zeit" bin, kommt mir ein ähnlich todlangweiliges Album von Tangerine Dream mit gleichem Namen in den Sinn. Dagegen ist das Klangerlebnis, das man verspürt, wenn man für zwei (die Raucher) oder drei (die Nichtraucher) Minuten mit zugehaltener Nase in der Badewanne untertaucht, regelrecht abwechslungsreich. Akustisch ist dieser Vergleich übrigens auch ziemlich passend.
Damit wären wir dann auch bei "Le Berceau de Cristal". Das Schönste und zugleich Aufregendste ist wohl das recht kitschige, angenehm bunte (und damit im völligen Gegensatz zur Musik stehende) Cover mit einer nackt dahin gestreckten Frau im Mittelpunkt. Oh, vielleicht ist das sogar ein Hinweis darauf, dass solche Musik den Orgasmus verlängern könnte. Unter diesem Aspekt betrachtet, wenn auch noch nicht getestet, gibt's schon mal 'nen Bonus-Punkt.
Angeblich soll auf dem Album ja eine Art Film-Musik sein. Und dass Ash Ra Tempel diese Musik kreieren durften, wird wohl auch ein wenig daran liegen, dass Lutz Ulbrich mit der Darstellerin Nico ein Verhältnis hatte, welches sehr ausgiebig von ihm in "Lüül" beschrieben wird. Anders kann ich mir das zumindest nicht erklären, da es in der Musik selbst kaum Spannungen gibt - was übertragen auf den Film wohl absolut tödlich wäre.
Die ersten beiden Stücke sind sehr lang, sehr meditativ, sehr ruhig, gänzlich rhythmuslos und klangmalerisch eintönig. Orgel und andere Keyboards bestimmen gemeinsam mit einer elektronisch bearbeiteten Gitarre (zumindest klingt sie so - also irgendwie unnatürlich) die dahinschwebende Musik. Ein watteweiches blaues Wölkchen das am Himmel vorüberschwebt und im Nichts vergeht.
Die kürzeren Titel 3 - 6 sind dann geringfügig lebhafter und erinnern an die deutlich bessere Ashra-Scheibe "New Age Of Earth". Alles nicht ganz so watteweich, aber trotzdem im unauffälligen Schwebezustand von getragenen Keyboard- und Gitarre-Klängen - zumindest gibt's hierfür den zweiten Bonus-Punkt.
Einem Sturm gleich kündigt sich dann Titel 7 an. Da geht's wohl tatsächlich mit dem Teufel zu, denn er ist der "wahre Kracher" des Albums. Elektronische Klangspielereien mit einem im Hintergrund blubbernden Bass-Ton sowie einer vordergründigen E-Gitarre hauchen dem Titel und dem frustriert entschlummerten Hörer wieder Leben ein. Aber nach noch nicht einmal 3 Minuten ist der musikalische (Buden-)Zauber bereits vorbei, die "Albtraumphase" überwunden und die "Tiefschlafphase" wird im letzten Titel knapp 8 Minuten lang fortgesetzt und zum Glück dann endgültig abgeschlossen.
"Le Berceau de Cristal" sind 57 sich dahinschleppende Einschlafmusik-Minuten mit einer kurzen, 3minütigen, dynamischen Unterbrechung, die den 3 Bonus-Punkt verdient.
Mehr ist nicht!
Kurzer Nachsatz: Garantiert sollte jeder, der mit dem Gedanken spielt, dieses Album zu kaufen, sein Geld besser in das Buch "Lüül" von Ulbrich als in diesen musikalischen Silberling investieren.
PS: Ganz ähnlich wie beim Hören dieses Albums erging es mir auch beim gelangweilten Lauschen des, diesmal unter dem Namen Ashra, aber in gleicher Besetzung, erschienenen Albums "Walkin' The Desert".
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
Tiefschlafphasen oder ENO "Thursday Afternoon" oder TANGERINE DREAM "Zeit" |
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Veröffentlicht am: |
31.12.2006 |
Letzte Änderung: |
10.3.2012 |
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