Kinesthetics
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Informationen
Allgemeine Angaben
Besetzung
Scott Kinsey |
Keyboards, Piano, Melodica, Vocoder, VP-1 |
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Gastmusiker
Steve Tavaglione |
Tenor & Soprano Saxophones, C & Alto Flute, Bb & Bass Clarinet, Ewi (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12) |
Scott Henderson |
Guitar (4, 11) |
Michael Landau |
Guitar (12) |
Jinshi Ozaki |
Guitar (4) |
Tim Hagans |
Trumpet (4, 12) |
Walt Fowler |
Trumpet (3) |
Jimmy Earl |
Bass (4, 8, 11) |
Gary Willis |
Bass (2) |
Abraham Laboriel Sr. |
Bass (3, 10) |
Armand Sabal-Lecco |
Bass (7, 10) |
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Robert Hurst III |
Bass (5) |
Paul Shihadeh |
Bass (1, 12) |
Brad Dutz |
Percussion (1, 4, 7, 9, 10) |
Alex Acuna |
Percussion (2) |
Arto Tuncboyaciyan |
Percussion (2) |
Satnam Ramgotra |
Percussion (10) |
Kirk Covington |
Drums (1, 2, 3, 7, 8, 9, 10, 12) |
Cyril Atef |
Drums (3, 4, 8) |
Vinnie Colaiuta |
Drums (5) |
Ronald Bruner Jr. |
Drums (11) |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Kinesthetics
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7.41
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2. |
This is that
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4.56
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3. |
Sometimes I ...
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5.03
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4. |
The Combat Zone
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8.14
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5. |
Quartet
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5.36
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6. |
Wishing Tree
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4.17
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7. |
Big Rock
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4.42
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8. |
Uncle pats gypsy van
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5.10
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9. |
Under Radar intro
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1.16
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10. |
Under Radar
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5.48
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11. |
Shinjuku
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5.33
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12. |
One for Jinshi
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8.53
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Gesamtlaufzeit | 67:09 |
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Rezensionen

Das durch eine illustre Schar an Gastmusikern bereicherte Soloalbum des US-amerikanischen Jazzmusikers und Keyboarders Scott Kinsey, nicht gerade eingängig betitelt mit »Kinesthetics«, m u s s einfach eine ganz große Sache werden! Das war die freudige Erwartungshaltung des Rezensenten, der zu diesem Zeitpunkt bereits eine zwei Ziffern umfassende Punktekarte gezückt hatte. Doch Rückschläge treffen einen manchmal auch ohne Nerven schonende Vorankündigung. Aber der Reihe nach: Der babyblauen Fangemeinde dürfte Scott Kinsey vornehmlich durch zweierlei Bands bekannt sein: Einmal durch seine langjährige Mitgliedschaft (»secret weapon«) bei »Tribal Tech«, einer ziemlich coolen vierköpfigen Hightech-Jazzkombo, die sich eher durch abgefahrene bis krude, stets sehr dichte Arrangements denn durch eingängige Kompositionen auszeichnet. Neuerdings aber taucht Kinseys Name, auch auf diesen Seiten, vornehmlich im Zusammenhang mit dem Langzeitprojekt »Uncle Moe’s Space Ranch« auf. Dabei handelt es sich um eine fünfköpfige Fusion-Band, die mit ihrem aktuellen Longplayer »Moe’s Town« (2007) mal wieder in souveräner Weise ganze Arbeit geleistet hat. In beiden Fällen sind Kinseys Beiträge prägend, unverwechselbar, ja geradezu unverzichtbar.
Der knapp achtminütige Einstieg in »Kinesthetics« ist erfrischend, jazzrockig, groovig. Saxofonist Steve Tavaglione, der mit Ausnahme des elften Stückes immer mit an Bord ist, macht von Anfang an eine gute Figur. Für den rhythmischen Rückhalt sorgt Schlagzeuger Kirk Covington. Gleich zu Beginn (v. a. bei »This is that«) werden zahlreiche Klangeinlagen à la Herbie Hancocks Headhunter-Album dargeboten, also skizzenhafte Einschübe technisch bearbeiteter Stimmen und Ähnliches. Dieser Schnickschnack, der erneut bei »Big Rock« auftauchen wird, mag dann und wann bereichernd sein, wirkt bei diesem Album allerdings etwas zu gewollt. Für eine gewisse Entschädigung sorgt an gleicher Stelle (»This is that«) Bassist Gary Willis, der bei »Kinesthetics« aber lediglich einmal zum Einsatz kommt. Zur Mitte des Albums rücken Scott Kinsey und seine handverlesenen Mitstreiter Schritt für Schritt zum Jazz vor, wobei das harmonische Zusammenspiel von Kinsey und Saxofonist Tavaglione immer mehr Raum einnimmt. Mit einer recht spritzigen Jazzrock-Nummer (»Shinjuku«) und einem ziemlich banalen Abklatsch der vorherigen Stücke (»One für Jinshi«) endet Kinseys Soloplatte.
»Kinesthetics« bietet – so könnte man zusammenfassen – fröhliche, uneitle, manchmal auch skurrile und hektische Jazzmusik inklusive kurzzeitiger Ausflüge in Richtung Worldmusic und Rock. Wer für eine Soloplatte fast eine ganze Kompanie professioneller Gastmusiker aktivieren konnte, hat es beim Überschreiten musikalischer Grenzen natürlich auch viel leichter. Die Jazz(-rock)musik bleibt jedoch das einigermaßen trittfeste Fundament dieses Albums. Trotzdem ist unterm Strich ein unbefriedigendes Gefühl vorherrschend, da man sich von einer Soloplatte des Tribal-Tech-Keyboarders (viel) mehr versprochen hat. Scott Kinsey hat es bedauerlicherweise verpaßt, seinem im Booklet geäußerten Anspruch – »And of course, I always want to keep the music from ever getting too boring.« – gerecht zu werden.
Wer dem Jazz nicht abgeneigt ist, darf eine Ohrmuschel riskieren. Wem Bill Brufords Earthworks-Platten ein Begriff sind, könnte unterm Kopfhörer vielleicht sogar ein glückliches Wochenende erleben. Allein die Tatsache, dass das Keyboard nahezu (!) konkurrenzlos im Zentrum des Geschehens agiert, dürfte auch »Proggies« den Jazz-Einstieg erleichtern. Es muß ja nicht gleich der intellektuelle Trio-Jazz des Meisters Jarrett und seiner Apologeten sein, oder? Vielleicht ist »Kinesthetics« - trotz der hier vielfach geäußerten Kritik – ein weiterer dieser raren Treffpunkte, an denen Jazz-Polizisten und die Hardliner-Fraktion des Progressive Rock sich einander die Hände reichen können. Oder ist das jetzt der Kühnheit erneut zuviel?
Anspieltipp(s): |
Shinjuku (11) |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
16.9.2007 |
Letzte Änderung: |
17.9.2007 |
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