Heritage and Ringtones
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Discus Music |
Durchschnittswertung: |
13/15 (1 Rezension) |
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Besetzung
Martin Archer |
Violectronics, Keyboards, Sax, Clarinets, Sound Processing |
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Gastmusiker
Ingar Zach |
Percussion |
Simon H. Fell |
Double Bass |
Rhodri Davies |
Harp |
Time Cole |
Acoustic Guitar |
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Julie Cole |
Voice |
Masayo Asahara |
Sound Processing |
Chris Meloche |
Sound Processing |
Herb Beyley |
Trombone |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Come Sunday
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3:19
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2. |
Ringtone 1
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6:35
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3. |
It don't bother me
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1:25
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4. |
Where's Mike?
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3:14
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5. |
Ringtone 2
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9:18
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6. |
Wishing well
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2:33
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7. |
Angelus Vander
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8:36
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8. |
Ringtone 3
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7:14
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9. |
Ringtone
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3:22
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10. |
Ringtone 4
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9:39
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11. |
Let no man steal your name
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1:59
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12. |
That Sheffield sound
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5:08
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Gesamtlaufzeit | 62:22 |
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Rezensionen

Come all you rolling minstrels and together we will try to rouse the spirit of the earth and move the rolling sky. (Sandy Denny, 1969)
Das obige Zitat, der Anfang des Textes des Songs "Come all ye" vom Fairport-Convention-Album "Liege and Lief", ist im Beiheft von Martin Archers siebtem Soloalbum zu finden. Mit der Musik der britischen Folkrocker haben Archers Klangkreationen zwar weniger zu tun - auch wenn einige durchaus klare Bezüge vorhanden sind; siehe weiter unten -, doch könnte der in der Zeile beschriebene Effekt, den die Tätigkeit eines Minstrel auf Erde und Himmel hat, wohl auch durch die Musik des Tonbastlers aus Sheffield hervorgerufen werden. Eine Art von Spielmann ist Archer mit Sicherheit.
Die meisten Klänge auf "Heritages and Ringtones" hat Archer selbst erzeugt, vermittels Saxophonen, Klarinetten, diversen Tasteninstrumenten und Violine. Dazu kommen noch einige akustische Gastbeiträge an Schlagzeug, Akustikgitarre, Posaune und Kontrabass. Diese Tonspuren wurden dann ausgiebig elektronisch bearbeitet, effektverfremdet, durch elektronischen Klang ergänzt, miteinander vermengt und übereinander geschichtet. Das Ergebnis ist ein sehr eigenes Geflecht an experimenteller Elektronik, Jazz und Freiformatigem, welches zudem um Fragmente von Rock, Retroprogressivem und Folk angereichert wurde.
"Heritages and Ringtones" besteht vornehmlich aus prozessiertem Klang, aus kargen bis klangvollen, immer eher angeschrägten und freien Mustern aus Keyboardsounds, verfremdeten Akustikklängen und rein elektronischen Tonerzeugnissen, Soundwolken und Geräuschen. Über diesem klanglichen Fundament erheben sich bisweilen akustische Tonspuren, Canterbury-Fragmente (Ratledge-verwandte Orgelbruchstücke - oder elektronische Sounds, die so oder so ähnlich klingen), rockige Schlagzeuglinien, Reste jazziger Soli, modern-avantgardistische Kammermusikmomente (man lausche z.B. dem dichten Gemenge an Kontrabass, Gebläse und Harfe in der zweiten Hälfte von "Ringtone 1") und immer wieder folkige Überbleibsel und Melodielinien.
Sax und Klarinette intonieren oft klagende, uralt wirkende Lieder, die Akustikgitarre klampft meist folkig (in "Ringtone 2" z.B.), immer begleitet von bizarren Elektroniksounds und klanglichen Extravaganzen. "Wishing well" kombiniert z.B. getragene, liedhafte Saxophonklänge, dezentes Akustikgitarrengezupfe und glockige Perkussion mit lärmender, knurrender und rauschender Elektronik. In der zweiten Albumhälfte tauchen zudem vermehrt folkig-medievale Gesänge auf, mitunter stark prozessiert (man höre z.B. "Ringtone 3"), während sich in "Let no man steal your time" der wunderschöne, glockenhelle Gesang Julie Coles ganz unverfremdet über einem dezenten Muster aus bearbeitetem Klang erhebt. Etwas aus der Reihe tanzt (im wahrsten Sinne des Wortes) "Angelus Vander" (eine Hommage an Christian?), das monoton-hektische Rhythmusmuster vom Computer mit jazzig-rockig-flotten Tastenmustern und free-jazzigem Getröte paart.
"Heritages and Ringtones" ist alles in allem ein durchaus passender Albumtitel (wobei es sicher eine sehr witzige Idee wäre, eines der Nummern dieses Albums als Klingelton zu verwenden), wird hier doch Vererbtes aus Folk, Jazz und Rock mit moderner, avantgardistischer Elektronik vermengt bzw. angereichert. Das klangliche Ergebnis ist doch reichlich komplex, freiformatig und wüst, strahlt aber eine sehr eigene, seltsam modern-mediavele Atmosphäre aus. Progger, die keine Angst vor wirklichen Klangabenteuern haben, sollten das Album dringend antesten!
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
22.12.2013 |
Letzte Änderung: |
27.12.2013 |
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