Pinta Tu Aldea
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
EMI |
Durchschnittswertung: |
11.33/15 (3 Rezensionen) |
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Besetzung
Gustavo Moretto |
Voz, Teclados, Bandoneon |
Carlos Riganti |
Batería, Percusión |
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Pedro Aznar |
Bajo, Synthesizer |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
A Quienes Si No
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9:56
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2. |
Pinta Tu Aldea
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10:14
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3. |
La Caza Des Mosquito
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7:05
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4. |
Silencio De Aguas Profundas
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13:29
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Gesamtlaufzeit | 40:44 |
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Rezensionen

Alas' zweites Album scheint nicht allzu viele Freunde zu haben. Die Plattenfirma liess die 1977 aufgenommenen Bänder bis 1983 im Schrank verstauben, und fast alle Kommentatoren scheinen das unbetitelte Debüt dem Nachfolger vorzuziehen. Ich scheine also in der Minderheit zu sein.
Denn ich finde "Pinta Tu Aldea" richtig gut und noch besser gelungen als das schon bemerkenswerte "Alas". Die Erstlingsscheibe ist eine feine Weiterführung der ELPschen Keyboard-Trio-Tradition, die um leichte Jazzrock-Einflüsse und sanfte Momente argentinischer Musik, vor allem des Tango, ergänzt wurde. Genau diese beiden Strömungen werden auch auf "Pinta Tu Aldea" beigefügt, das aber wesentlich stärker und selbstverständlicher. Einzig "A Quienes Si No" entwickelt sich nach dem mysteriösen Anfang mit schwebenden Streichersynthie-Klängen und sanfter Querflöte und kurzer verhallter Trompetenpassage zu einem typischen keyboard-dominierten Prog-Song der ELP-Schule: hymnische Passagen und flott treibende Solo-Parts wechseln sich ab, instrumentiert mit Bass, Schlagzeug, jubilierenden Hammond-Riffs, quietschendem Synthesizer und einem Klaviersolo irgendwo zwischen Jazz und Klassik. Während diesem kann sich auch Bassist Pedro Aznar zum ersten Mal als virtuoser, einfallsreicher Vertreter seines Fachs präsentieren, was ein blubberndes Fretless-Basssolo im späteren "La Caza Des Mosquito" eindrucksvoll bestätigt.
Aber schon der Titeltrack entfernt sich vom ELPschen Keyboard-Trio-Prog-Sound, auch wenn schwärmerische Synthie-Passagen, komplexe Rhythmik und verspielte Melodik sowie die elektrifizierte Grundlage der Stücke die Progherkunft der Band nie komplett verleugnen. Dem Stück "Pinta Tu Aldea" gelingt, was der grosse Meister des Tango Nuevo selbst nur teilweise schaffte, obwohl er es Mitte der Siebziger Jahre versuchte: die Verbindung von Piazzollas Tango Nuevo und Jazzrock. Wie bei Piazzolla übernimmt ein aggressiv und leidenschaftlich gespieltes Bandoneon die Führung der Musik, und auch die kantige, sprunghafte Melodielinie könnte direkt aus einer von Piazzollas bewegteren Tango-Nummern stammen. Dazu kommen aber Synthie- und E-Piano-Klänge sowie treibender E-Bass und Schlagzeug. In den jazzrockigeren Momenten fühlt man sich wegen der deutlichen Latin-Einflüsse an Chick Corea à la "My Spanish Heart" oder die frühen Return To Forever erinnert.
"La Caza Des Mosquito" nimmt nach impressionistisch-neuklassischem Beginn durch ein insistentes, burleskes Piano-Riff gefangen, das zwar immer wieder von virtuosen Solo-Passagen aller Bandmitglieder oder Stops abgelöst wird, es aber ebenso wie der doch nicht von der Klatsche getroffene Moskito jedemals mal wieder unvermittelt auftaucht und von bewegt-hektischen Gitarren- und Flötenlinien umspielt wird. In "Silencio De Aguas Profundas" taucht das Bandoneon wieder auf, diesmal als Träger von Melancholie und Traurigkeit, die auch vom perlenden E-Piano und sanftem Synthie-Geschwelle und -Geplinge unterstützt wird. Die längste Nummer des Albums ist auch gleichzeitig die ruhigste, aber beileibe nicht langweilig.
Vielleicht ist Alas' "Pinta Tu Aldea" etwas selbstverliebt und ein bisschen exotisch, ich finde die Mischung dreier mir nahe gehender Stile (Prog, Jazzrock, Tango Nuevo) aber nicht nur originell, sondern auch überaus gelungen. Leider ist das Album momentan wohl nur eher schwer zu bekommen, drei der vier Stücke finden sich aber auf der Alas-CD "Grandes Exitos".
Anspieltipp(s): |
Pinta Tu Aldea, A Quienes Si No |
Vergleichbar mit: |
Das Bastardkind von ELP, Chick Corea und Astor Piazzolla |
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Veröffentlicht am: |
6.1.2005 |
Letzte Änderung: |
23.1.2016 |
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Das ist ja nun ein Ding. Udo berichtet oben, dass die Welt der völlig falschen Alas-CD ihre Liebe gewidmet hat, nämlich der ersten. Großer Fehler. Ich habe selten eine Band erlebt, die sich auf ihrem Zweitling so von allen Unsicherheiten befreit und in plötzlichem Selbstbewusstsein eine so eigenständige Musik darbietet. "Pinta tu aldea" ist frisch, ungewöhnlich, ausgereift und überzeugend.
Natürlich weiß ich, warum die Welt mal wieder auf den Ohren sitzt. "Pinta tu aldea" ist weniger rockig als das Alas-Debüt. Drummer Carlos Riganti hat eine Menge Pausen auf dem Notenpapier. Aber rockig, rockig, was heißt das schon. Diese Platte rockt doch viel mehr als der Vorgänger, wenn rocken so etwas wie Intensität bedeutet. Und auch der Tango ist jetzt da, wo er hingehört, um wirklichen Effekt zu machen, nämlich im Zentrum gleichberechtigter Aufmerksamkeit.
Nachdem die Gruppe Carmen einst mit Flamenco-Prog aufwartete, hier also Tango-Prog - der ist allerdings um Klassen besser und eine warme Empfehlung wert.
P.S.: Meine CD enthält noch die beiden Live-Bonustracks "Live Session" (4:44) und "Bs.As. solo es Piedra". Letzterer ist fast 14 Minuten lang und gefällt mir trotz Eimersound besser als die Studioversion vom Debüt. Die CD läuft daher bei mir knapp 59 Minuten. Das Label ist nicht EMI, sondern Progressive Rock Worldwide. Der Klang ist (mit den üblichen Einschränkungen im Bonusmaterial) gut.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
4.7.2005 |
Letzte Änderung: |
4.7.2005 |
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Irgendwann müssen doch mal alle Archive durchstöbert sein?! Doch ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht. Und wenn immer wieder solche Perlen, wie dieses mal das zweite Album der argentinischen Formation Alas ausgegraben werden, dann macht es natürlich Sinn weiterzuforschen.
Bereits das namenlose Debüt von 1976 erschien vor einigen Jahren bei PRW, der Nachfolger "Pinta tu aldea" wurde mit zwei Livetiteln versehen, ebenfalls vom brasilianischen Label wiederveröffentlicht. Trotz der Triobesetzung mit Gustavo Moretto (Keyboards, Flöte), Pedor Aznar (Bass) und Carlos Riganti (Schlagzeug) sind die Argentinier bei Leibe kein simpler ELP-Clone. Alas schaffen den Brückenschlag zwischen sinfonischem, klassisch angehauchten Progressive Rock und verspieltem Jazz Rock, wobei erstaunlicherweise auch noch einige Tango(!) Elemente ihren Platz finden. Die rein instrumentalen, epischen Titel haben allesamt orchestralen Charakter, leben aber vor allem von der inhaltlichen Dynamik und der grandiosen Instrumentenbeherrschung.
Mal streichelt Gustavo Moretto sanft über die Fender Rhodes, dann legt er breite Synthesizerteppiche aus oder drückt verzückt-virtuos die Handharmonika. Fingerfertige Bassläufe, wilde Taktmuster, auch die Rhythmustruppe trägt ihren Teil dazu bei, dass dieses Album nicht eindimensional klingt, obwohl Keyboards und Flöte eindeutig die bestimmenden Instrumente sind. Neben dem südamerikanischen Flair gelingt Alas der perfekte Übergang zwischen Klassik und Jazz Rock. Alt und neu rücken zusammen, "Pinta tu aldea" klingt immer noch zeitgemäß, auch wenn diese Scheibe mittlerweile schon mehr als 20 Jahre seit ihrer Aufnahme hinter sich hat.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
1.1.2006 |
Letzte Änderung: |
9.1.2006 |
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Alle weiteren besprochenen Veröffentlichungen von Alas
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