Stand Up
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Chrysalis |
Durchschnittswertung: |
11/15 (3 Rezensionen) |
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Besetzung
Ian Anderson |
Gesang, Flöte, Gitarre, Orgel, Klavier, Bouzouki, Mandoline, Balalaika |
Martin Barre |
Gitarre, Blockflöte |
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Glenn Cornick |
Bass |
Clive Bunker |
Schlagzeug |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
A New Day Yesterday
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4:08
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2. |
Jeffrey Goes To Leicester Square
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2:03
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3. |
Bourée
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3:45
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4. |
Back To The Family
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3:45
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5. |
Look Into The Sun
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4:18
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6. |
Nothing Is Easy
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4:20
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7. |
Fat Man
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2:48
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8. |
We Used To Know
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3:55
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9. |
Reasons For Waiting
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4:00
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10. |
For A Thousand Mothers
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4:12
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Gesamtlaufzeit | 37:14 |
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Rezensionen

Das zweite Tull-Album "Stand Up" bedeutete eine gewisse Abkehr vom Sound des ersten Album "This Was". Durch den Neuzugang an der Gitarre, Martin Lancelot Barre, wurden die Blues-Einflüsse, die hauptsächlich auf den früheren Gitarristen Mick Abrahams zurückzuführen waren, zurückgedrängt und wichen einem etwas rockigeren Ansatz.
Das erste Stück der Scheibe, "A New Day Yesterday", verrät noch am ehesten die Blueswurzeln mit schleppendem Tempo, bluesigen Riffs und Mundharmonika. Natürlich ist auch der Sound der anderen Stücke noch eher roh, ungeschliffen, leicht holprig und verhältnismäßig einfach und keineswegs so filigran und vielschichtig wie spätestens ab "Thick As A Brick", aber dennoch offenbart die Platte eine erstaunliche Vielseitigkeit für eine so junge Band und auch für das Jahr 1969: vom bluesigen Opener über die angejazzte Bach-Bearbeitung "Bourée", das akustische "Jeffrey Goes To Leicester Square" (ein weiterer Teil in der 'Jeffrey'-Saga: außerdem "A Song For Jeffrey" und "For Michael Collins, Jeffrey And Me" von "This Was" bzw. "Benefit"), das rotzig-rockige "Back To The Family", die Akustikballade "Look Into The Sun", das stampfende "Nothing Is Easy" (fast ein "Get Back"-Ableger), das leicht indisch angehauchte "Fat Man" und den treibenden Abschluß mit "For A Thousend Mothers". Und natürlich gibt es auch hier schon den typisch kratzig-perkussiven Flötensound, der Tulls Markenzeichen werden sollte.
Das Highlight der Platte ist für mich das wunderschöne, schwärmerische aber vollkommen unpeinliche Liebeslied "Reasons For Waiting" inklusive Streicherbegleitung. Einfach schön und anrührend.
Manche Kritiker behaupten, "Stand Up" sei schon Tulls bestes Album gewesen, was ich angesichts solcher Nachfolger wie "Thick As A Brick", "Minstrel In The Gallery" oder "Songs From The Wood" zumindest von einem Prog-Standpunkt aus nicht bestätigen kann. Ein interessantes und wichtiges Album ist es aber allemal.
Übrigens: die Akkorde von "We Used To Know" sind ziemlich die gleichen wie Teile von "Hotel California" von den "Eagles". Laut Ian Anderson - er hat diese Anekdote bei einem Konzert erzählt - ist dies kein Zufall, waren doch die Eagles wohl einmal in Amerika als Vorgruppe (!) von Tull engagiert, und Martin Barre klampfte wohl hinter der Bühne immer diese Nummer, sein damaliges Tull-Lieblingsstück. Kurz darauf hatten die "Eagles" ihren ersten Riesenhit...
Anspieltipp(s): |
Bourée, Reasons For Waiting |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
15.5.2002 |
Letzte Änderung: |
15.5.2002 |
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Das zweite Tull-Album ist das erste "richtige" (d.h. mit Anderson als alleinigem Boss). Der Blues-orientierte Stil des Debüts ist eigentlich nur noch auf "A New Day Yesterday" zu hören; auf den folgenden Alben wird er endgültig ad acta gelegt, um dann Anfang der 90er mit "Catfish Rising" eine kleine Renaissance zu erleben.
"Stand Up" ist vielleicht das stilistisch vielseitigste Album von Jethro Tull. Blues, Hardrock, sanfte Balladen, swingende Klassik, östliche Folklore - dazu spielt Ian Anderson ein beeindruckendes Arsenal teils recht ungewöhnlicher Instrumente (Bouzouki, Balalaika), so dass "Stand Up" schon fast wie ein Soloalbum wirkt. Aber zumindest Martin Barres röhrende E-Gitarre trägt genau so viel zum Sound bei. Übrigens spielte Barre auf zwei Titeln Blockflöte:-)
Man könnte einwenden, dass bei diesem Stilmix ein bisschen der musikalische rote Faden fehlt, aber was soll's. Die späten 60er waren die Zeit des wilden Experimentierens, alles war erlaubt und ob es "radiotauglich" war, hat nicht die Bohne interessiert. Also: empfehlenswert!
Anspieltipp(s): |
Back to the Family, Fat Man, Reasons for Waiting |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
13.5.2004 |
Letzte Änderung: |
13.5.2004 |
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Im Herbst 2016 war dann „Stand Up“, das zweite Werk von Jethro Tull dran, um der üblichen Steven Wilson-Neuauflage-Behandlung unterzogen zu werden.
Dieser Neuauflage ist im Jahre 2010 noch eine 2CD & DVD-Edition von „Stand Up“ vorausgegangen. Diese bot außer dem remasterten Original-Album mit Bonus Tracks noch ein damals frisches Interview mit Anderson und ein 1970 aufgenommenes Carnegie Hall-Konzert, soweit mir bekannt in voller Länge. Dieses konnte man in verschiedenen Klangoptionen (darunter auch Surround) hören.
Aber zurück zu der vorliegenden „The Elevated Edition“ von „Stand Up“ aus dem Jahr 2016, die ebenso aus zwei CD’s und einer DVD besteht. Ähnlich wie bei der 2010er Neuauflage (und bei der Original-LP) erheben sich auch hier die vier Musiker darstellenden Papierfiguren, sobald man das Cover auseinanderklappt.
Wer schon die anderen von Ian Anderson und Steven Wilson betreuten Neuauflagen gesehen (oder erworben) hat, der weiß, was einen hier erwartet: das Album in allen denkbaren und möglichen Abmischungsversionen (darunter Stereo, Dolby Surround und dts), die üblichen Bonus Tracks (darunter natürlich die damals aktuelle Hit-Single "Living in The Past" und 4 Album-Songs aus den BBC-Sessions), alle Songtexte, Kommentare von Anderson zu jedem Stück, alle Konzerttermine aus dem betreffenden Zeitraum, sowie Erinnerungen der meisten (wenn nicht aller) Beteiligten. Neben den Musikern kommen auch die Studiotechniker, ein die US-Touren begleitender Journalist und der fürs Artwork verantwortliche Künstler zu Wort.
Hinzu kommen eine Audioversion eines 1969 in Stockholm absolviertes Konzertes (von dem man auch noch zwei Songs als Schwarzweiß Film sehen kann) und ein Nachruf auf Glenn Cornick.
Am meisten hat mich allerdings die Tatsache beeindruckt, dass „The Elevated Edition“ auf ca. 70 CD-Buch-Seiten alle zum Thema gehörenden Einzelheiten aus der betreffenden Zeit ausführlich behandelt. So erfährt man endlich von Martin Barre, unter welchen Umständen sein unter den Fans legendäres Treffen mit Ian Anderson wirklich stattgefunden hat, bei dem Anderson Barres Gitarre kaum hören konnte. (Oder man bekommt Mitleid mit Barre, wie unfair er (hoffentlich nur am Anfang) behandelt wurde. Ungefähr ein Jahr wusste er nicht, ob er als festes Bandmitglied angenommen wurde und wenn er mal eine musikalische Idee mit einbrachte (wie die Gitarrenriffs von „Driving Song“), wurde er als Mitkomponist nicht genannt).
Mit „The Elevated Edition“ bekommt die Musikwelt also eine Neuauflage von „Stand Up“, die keine Wünsche offenlässt und die Musik endgültig von der Patina der Zeit befreit. Die Scheibe dokumentiert, wie es Glenn Cornick mal formuliert hat, eine erstaunliche Entwicklung von einer bescheidenen Bluesrock-Band zu einer eklektischen Gruppe, die plötzlich zahlreiche Einflüsse zwischen Jazz, Klassik, Folk und Weltmusik für sich entdeckte.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
6.11.2016 |
Letzte Änderung: |
7.11.2016 |
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Alle weiteren besprochenen Veröffentlichungen von Jethro Tull
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